Der menschliche Körper produziert das Wachstumshormon (HGH) hauptsächlich während des Schlafes, insbesondere in der Tiefschlafphase. In den meisten Menschen steigt die Produktion mit dem Alter ab; bei Jugendlichen kann sie noch mehrere Jahre ansteigen. Ein Mangel oder ein Übermaß von HGH kann erhebliche gesundheitliche Folgen haben.
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Warum ist der Laborwert wichtig?
Diagnose
- Niedrige Werte deuten auf Wachstumshormondefizienz hin, die mit Wachstumsverzögerung, niedriger Knochendichte und erhöhter Körperfettanteil einhergehen kann.
- Hohe Werte können auf das Akromegalie-Syndrom oder andere hormonelle Störungen hinweisen.
Therapie
- Bei einer HGH-Mangeltherapie wird die Dosierung anhand der Laborwerte angepasst, um Nebenwirkungen zu vermeiden und die Effektivität sicherzustellen.
Wie wird HGH gemessen?
Schritt Beschreibung
Probenahme Blutentnahme im frühen Morgen (zwischen 6–8 Uhr) vor dem Aufstehen, da der Hormonspiegel tagsüber stark schwankt.
Analyseverfahren Hochsensitives ELISA (Enzyme-Linked Immunosorbent Assay), radioimmunologische Verfahren oder Massenspektrometrie – je nach Labor.
Interpretation Werte werden in ng/ml oder μg/l angegeben, wobei die Referenzbereiche je nach Alter, Geschlecht und Labormethode variieren.
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Typische Referenzwerte
Altersgruppe Normalbereich (ng/ml) Bemerkungen
Kinder (1–12 Jahre) 0,4 – 10,0 Werte höher bei aktiverem Wachstum
Jugendliche (13–18 Jahre) 0,5 – 9,5 Spitzenwerte in der Pubertät
Erwachsene 0,2 – 8,5 Deutlich niedriger als bei Jugendlichen
> Hinweis: Die Laborgrenzen können je nach Testkit und Hersteller leicht abweichen. Es ist ratsam, die spezifischen Referenzbereiche des jeweiligen Labors zu berücksichtigen.
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Faktoren, die den Wert beeinflussen
Faktor Wirkung
Schlafqualität Erhöhtes HGH bei tiefem Schlaf
Körpergewicht Übergewicht kann den Hormonspiegel senken
Der Laborwert von Wachstumshormon (HGH) liefert entscheidende Hinweise auf das hormonelle Gleichgewicht eines Menschen. Durch präzise Messung und sorgfältige Interpretation können Mängel frühzeitig erkannt und therapeutisch behandelt werden, während ein Überschuss potenziell gefährliche Zustände wie Akromegalie signalisiert. Eine regelmäßige Kontrolle im Rahmen der ärztlichen Nachsorge ist besonders bei Risikogruppen ratsam. Wachstumshormone sind ein zentrales Thema in der Endokrinologie und haben weitreichende Auswirkungen auf die körperliche Entwicklung sowie das allgemeine Wohlbefinden. Besonders im Fokus steht dabei das menschliche Wachstumshormon, kurz HGH genannt. In diesem Text wird ausführlich erläutert, was genau mit dem Begriff „Wachstumshormon" gemeint ist, welche Funktionen HGH im Körper übernimmt und welche Faktoren den Messwert eines Tests beeinflussen können.
Was ist HGH?
HGH steht für Human Growth Hormone, also das menschliche Wachstumshormon. Es handelt sich um ein Peptid-hormonsystem, das von der Hypophyse, einer kleinen Drüse an der Basis des Gehirns, produziert wird. Die Hauptaufgabe dieses Hormons besteht darin, das Körperwachstum zu fördern – insbesondere die Zellteilung und -vergrößerung in Knochen, Muskeln und anderen Geweben. Neben dem Wachstumsaspekt spielt HGH auch eine wichtige Rolle im Stoffwechsel: Es unterstützt den Fettstoffwechsel, indem es die Lipolyse anregt, und wirkt gleichzeitig auf den Glukosestoffwechsel ein, indem es die Insulinwirkung moduliert.
HGH ist also nicht nur für Kinder und Jugendliche von Bedeutung, sondern hat auch bei Erwachsenen zahlreiche physiologische Effekte. Im Alter nimmt die natürliche Produktion des Hormons ab, was mit einer Abnahme der Muskelmasse, einer Zunahme von Körperfettanteilen sowie einem allgemeinen „Verlangsamungsgrad" in Verbindung gebracht wird.
Funktionen und Wirkungen
Knochenwachstum
HGH stimuliert die Zellteilung in den Wachstumsfugen der Knochen (Epiphysenfugen). Dadurch werden neue Knochenzellen gebildet, was zu einer längeren Körpergröße führt. Bei Erwachsenen kann ein Mangel an HGH auch zu Knochendichteverlust und Osteoporose führen.
Muskelaufbau
Durch die Förderung der Proteinsynthese trägt HGH zur Erhöhung der Muskelmasse bei. Das Hormon wirkt dabei indirekt, indem es die Produktion von Insulin-like Growth Factor 1 (IGF-1) anregt, welches direkt das Muskelwachstum stimuliert.
Stoffwechsel
Der Fettstoffwechsel wird durch HGH angeregt: Es erhöht die Lipolyse und reduziert die Fettspeicherung im Körper. Gleichzeitig kann HGH die Glukoseaufnahme in Zellen verbessern, was besonders bei der Behandlung von Typ-2-Diabetes relevant ist.
Regeneration
Durch die Förderung des Zellstoffwechsels unterstützt HGH die Heilung von Verletzungen und die Regeneration von Gewebe, weshalb es auch im Sportmedizinischen Bereich Anwendung findet.
Alterungsprozess
Studien deuten darauf hin, dass ein ausgewogenes HGH-Niveau mit einer besseren körperlichen Leistungsfähigkeit und einem höheren allgemeinen Wohlbefinden verbunden ist. Ein chronischer Mangel kann zu Müdigkeit, geringerer Muskelkraft und einer erhöhten Fettmasse führen.
Faktoren, die den Messwert von HGH beeinflussen
Ein Bluttest zur Bestimmung des HGH-Spiegels ist nicht immer eindeutig, da viele externe und interne Variablen den Wert verändern können. Zu den wichtigsten Einflussfaktoren zählen:
Zeitpunkt der Blutentnahme
HGH wird stark circadian reguliert. Die höchsten Konzentrationen sind nachts, besonders während des Tiefschlafs. Tageszeitliche Schwankungen können zu erheblichen Abweichungen führen.
Alter und Geschlecht
Bei Kindern liegt der HGH-Spiegel deutlich höher als bei Erwachsenen. Männer produzieren in der Regel mehr HGH als Frauen, wobei die Produktion im Alter abnimmt.
Körpergewicht und Körperfettanteil
Ein hoher Body-Mass-Index oder ein hoher Anteil an viszeralem Fett kann den HGH-Spiegel senken. Umgekehrt kann eine niedrige Körperfettmasse mit höheren HGH-Werten verbunden sein.
Ernährung
Insbesondere Proteinzufuhr und das Vorhandensein von Aminosäuren beeinflussen die HGH-Sekretion. Eine proteinreiche Ernährung fördert die Freisetzung, während ein Mangel zu einer Reduktion führen kann.
Schlafqualität
Da HGH vor allem im Schlaf ausgeschüttet wird, führt Schlafstörungen oder eine reduzierte Schlafdauer direkt zu einem niedrigeren Messwert.
Körperliche Aktivität
Regelmäßige, intensive Bewegung steigert die HGH-Freisetzung. Kurzfristig kann jedoch ein intensives Training unmittelbar nach der Blutentnahme den Wert senken, weil das Hormon bereits freigesetzt wurde.
Stress und Cortisol
Stresshormone wie Cortisol hemmen die HGH-Sekretion. Chronischer Stress führt daher zu dauerhaft niedrigeren HGH-Werten.
Medikamenteneinnahme
Bestimmte Medikamente, z.B. Kortikosteroide oder Antiepileptika, können die HGH-Produktion beeinträchtigen. Auch hormonelle Therapien (z.B. Östrogen) haben Einfluss.
Krankheiten und Stoffwechselstörungen
Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Nierenerkrankungen oder Leberzirrhose können den HGH-Spiegel verändern. Auch genetische Störungen der Hypophyse führen zu abweichenden Messwerten.
Genetik
Individuelle Unterschiede in Genen, die für HGH oder IGF-1 verantwortlich sind, bestimmen das Ausgangsniveau und die Reaktionsfähigkeit auf äußere Stimuli.
Fazit
Das menschliche Wachstumshormon ist ein multifunktionales Peptidhormon, dessen Wirkung weit über das reine Knochenwachstum hinausgeht. Es beeinflusst Muskelmasse, Fettstoffwechsel, Insulinwirkung sowie die Regeneration von Geweben. Die Messung des HGH-Spiegels im Blut erfordert jedoch besondere Vorsicht, da zahlreiche Faktoren – vom Zeitpunkt der Entnahme bis hin zu Ernährung, Schlaf und Stress – das Ergebnis stark verändern können. Wer einen HGH-Test in Betracht zieht, sollte diese Einflussgrößen berücksichtigen und gegebenenfalls mehrere Messungen über den Tag oder die Woche hinweg durchführen lassen, um ein möglichst genaues Bild des hormonellen Status zu erhalten.