Hormone sind chemische Botenstoffe, die von spezialisierten Drüsen des endokrinen Systems produziert werden und über den Blutkreislauf zu Zielorganen transportiert werden. Sie steuern zahlreiche physiologische Prozesse wie Wachstum, Stoffwechsel, Fortpflanzung und Stimmungslage. Jede Hormonspezies hat eine eindeutige Struktur und Bindungsstelle, wodurch sie spezifisch mit Rezeptoren auf Zellen interagieren kann. Durch diese Interaktion lösen sie intrazelluläre Signalkaskaden aus, die letztlich die Genexpression oder enzymatische Aktivität verändern.
Im Überblick lässt sich das endokrine System in mehrere Hauptdrüsen unterteilen: Hypophyse, Schilddrüse, Nebenschilddrüse, Nebenniere, Bauchspeicheldrüse, Eierstöcke bzw. Hoden sowie das Hypothalamus-Hypophysäres System, welches die Hormondynamik reguliert. Jede dieser Drüsen setzt spezifische Hormone frei: zum Beispiel produziert die Schilddrüse Thyroxin (T4) und Triiodthyronin (T3), die den Energiehaushalt steuern; die Bauchspeicheldrüse gibt Insulin und Glucagon ab, die Blutzuckerwerte kontrollieren. Die Hypophyse fungiert als „Chefdrüse", indem sie Wachstumshormone, Prolaktin, ADH, Oxytocin sowie Hormone zur Steuerung der Schilddrüse, Nebenschilddrüse und Nebenniere freisetzt.
Der Mangel an Wachstumshormon (Wachstumshormonmangel, GH-Mangel) ist eine Erkrankung, bei der die Hypophyse nicht ausreichend das Hormon Somatotropin produziert. In Kindern führt ein chronischer GH-Mangel zu einer reduzierten Körpergröße und verzögertem Knochenwachstum. Erwachsene mit einem Mangel können an Muskelschwäche, erhöhtem Fettanteil und geringerer Knochendichte leiden. Die Diagnose erfolgt durch Messungen des Serum-GH-Spiegels sowie indirekte Tests wie der Insulin-stimulierende GH-Test (IGTT). Therapeutisch wird meist ein rekombinantes Wachstumshormon verabreicht, das die fehlende Funktion ersetzt.
Wachstumshormon spielt nicht nur bei der körperlichen Entwicklung eine Rolle, sondern wirkt auch auf den Stoffwechsel von Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen. Es fördert die Lipolyse, hemmt die Insulinwirkung und unterstützt den Anbau von Muskelgewebe. Ein Mangel kann daher neben Wachstumsverzögerungen zu einer gestörten Fett- und Muskelbalance führen.
Die Symptome eines GH-Mangels sind vielfältig: Kinder zeigen sich oft kleinwüchsig, haben verzögte Geschlechtsentwicklung oder ein „kugelförmiges" Gesicht. Erwachsene berichten über Müdigkeit, depressive Verstimmungen, erhöhtes Bauchfett und Osteoporose. Bei einer frühzeitigen Diagnose kann die Therapie den größten Nutzen bringen, indem das Wachstum in der Kindheit unterstützt wird und metabolische Komplikationen im Erwachsenenalter verhindert werden.
Insgesamt verdeutlicht der GH-Mangel, wie entscheidend eine ausgewogene Hormonproduktion für das körperliche Wohlbefinden ist. Hormone sind nicht nur reine Signalstoffe; sie formen die Basis unserer Körperfunktionen und deren Gleichgewicht ist essenziell für Gesundheit und Lebensqualität.